Die AFD war schon immer eine Partei der Skandale. Rechtsextreme Mitarbeiter, verfassungsfeindliche Aussagen und endlose Ordnungsrufe in parlamentarischen Diskussionen. Doch selten haben diese Skandale der Partei nachhaltig Schaden zugefügt, im Gegenteil, sie haben oft sogar eher noch mehr Sympathie bei ihrer Wählerschaft ausgelöst.
Doch die Spionageskandale der letzten Wochen sind anders, sie lassen die Pateibasis zittern. Im Fokus stehen die Abgeordneten der AFD für die Europawahl, Petr Bystron und der selbsternannte ultrarechte Tik-Tok König Maximilian Krah. Beiden wird die Kooperation mit ausländischen Geheimdiensten vorgeworfen.
Bystron soll Bargeld im Wert von 20.000 Euro von einem kremlnahen Netzwerk angenommen haben. Bei der Übergabe des Geldes in Prag, wurde Bystron und der Geschäftsmann Artem Martschewskyj vom tschechischen Geheimdienst überwacht, welcher seine Erkenntnisse an der deutschen Verfassungsschutz übermittelte. Bei dem abgehörten Gespräch ging es unter anderem um die Finanzierung von Mitarbeitern der Abgeordneten des europäischen Parlaments.
Kurz nach Bekanntwerden Russlandverbindung Bystrons, wurde ein Mitarbeiter des Europawahl-Spitzenkandidaten Krah in Untersuchungshaft genommen. Jian G., enger Vertrauter Krahs auch wegen seiner Beziehung zum chinesischen Handelskomitee, soll jahrelang für die chinesische Staatssicherheit spioniert haben. Vorwürfe umfassen Lobbyarbeit G.´s für die neue Seidenstraße, Beschaffung hochwertiger politischer Informationen und langfristige verdeckte Einflussnahme. Krah und G. sollen gemeinsame China Reisen unternommen und chinesisch deutsche Lobbyvereine gegründet haben. Auch soll Krah aus eigenem Antrieb Kontakt zum "International Department of the Central Committee of the Communist Party of China" gesucht haben, dass nachweislich Teil des chinesischen Nachrichtendienstapparat ist.
Krah und Jian G.
Krah streitet jede Beteiligung oder Wissen von G.´s Tätigkeiten ab. Gleichzeitig schlägt die AFD wie ein in die Enge getriebenes Tier wild um sich. Da der deutsche Verfassungsschutz wohl schon frühzeitig von G.´s Verbindungen gewusst haben soll, sieht sich die Partei als Opfer einer Geheimdienstverschwörung um die AFD zu diskreditieren.
Ob sich die Vorwürfe rechtlich bewahrheiten sei einmal dahingestellt. Doch unabhängig davon hat die AFD eine Historie an ausländischen Einflussnahmen. Auch wurde jüngst bekannt, dass die russische Regierung der AFD 2022 ein Strategie-Manifest verfasste, dass sich mit der wirtschaftlichen Lage Deutschlands durch den Ukraine Krieg befasste. Wie weit der Einfluss dieses Manifestes auf die Parteipolitik einwirkte ist unklar, jedoch zirkulierte es wohl in Parteikreisen und dem Parteivorsitzenden Höcke wird vorgeworfen, Passagen fast wörtlich bei einer Rede in Gera zitiert zu haben.
Neben mutmaßlicher Finanzierung und Einflussnahme sollen auch russische Bots in sozialen Medien die AFD Agenda unterstützen. Bei all diesen Vorwürfen überrascht es nicht, dass die Außenpolitik der AFD von Antiamerikanismus und Neuorientierung nach Russland hin geprägt ist.
Neben populistischen, fremdenfeindlichen und homophoben Parteilinien ist der Patriotismus das bedeutendste Aushängeschild der AFD. Für eine Partei, die sich so sehr über ihren faschistischen Nationalismus identifiziert, sind die Vorwürfe der ausländischen Einflussnahme fast schon eine Ironie in sich. Alle Anschuldigungen der Partei gegen Regierung und Opposition, die auch oft genug Deutschlandfeindlichkeit enthielten, wirken im Angesicht der Spionageaffäre heuchlerisch.
Man kann nur hoffen, dass sich die AFD dadurch langfristig ins Aus schießt, auch wenn ihre Wählerschaft grundsätzlich von Doppelmoral, Gedächtnisschwund und Kurzsichtigkeit geprägt ist.
Die Listen für die Europawahl stehen jedoch fest und Krah steht dort ganz oben für die AFD. Bekannt wurde er unter anderem durch einen seiner Tik Tok Clips, in denen er behauptet; "echte Männer sind rechts, echte Männer sind Patrioten". Sind echte Männer auch Verräter, Herr Krah?