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  • Jannis

Von Menschenhandel & Milliardären

Aktualisiert: 8. Mai

Wer in den letzten Wochen soziale Medien oder die Nachrichten verfolgt hat ist um ein Thema kaum herumgekommen: Jeffrey Epstein und die neuen Dokumente, die rund um die Gerichtsverhandlung über seine Machenschaften veröffentlicht wurden.

Doch fangen wir erst einmal von vorne an, denn bis es überhaupt zu Gerichtsverhandlungen und Zeugenaussagen kam, wurden die mutmaßlichen Verbrechen rund um Epstein und seiner Partnerin Ghislaine Maxwell lange ohne Konsequenzen begangen.


Wer war Jeffrey Epstein?

Jeffery Epstein war ein US-amerikanischer Finanzbanker und Finanzier. Er wuchs in New York in einer jüdischen Mittelstandsfamilie auf und arbeitete erfolgreich an der Wall Street bis er seine eigene Vermögensverwaltungsfirma J.Epstein & Co. gründete. Diese Firma war darauf spezialisiert die Gelder von Milliardären zu verwalten und anzulegen. Durch diese Tätigkeit machte er Bekanntschaft mit unzähligen Promis, Politikern und Milliardären. Über Jahre verdiente Epstein damit Millionen, die er in weitere verstrickte Firmenkonglomerate wie der Finanz Trust Co. und der Southern Trust Co., angemeldet auf den Jungferninseln, investierte.



Jeffrey Epstein und seine Partnerin Ghislaine Maxwell mit Trump

Doch nicht nur seine Finanzgeschäfte waren dubios. In den frühen 2000ern wurde Epstein angeklagt, eine Minderjährige zur Prostitution gezwungen zu haben. Epstein plädierte innerhalb eines Deals auf schuldig, wurde damit zu einem registrierten Sexualstraftäter und wurde zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt, die er jedoch teilweise im täglichen Freigang absolvieren konnte. Durch den Deal, den er mit dem Staatsanwalt schloss, wurde er zwar verurteilt, aber für weitere Anklagen von mehreren Minderjährigen auf Bundesebene nicht verfolgt.  

 

Die Insel

Fast 10 Jahre nach dem Deal mit den Staatsanwalt Alexander Acosta wurde der Fall von der Zeitung „Miami Herald“ neu aufgerollt, da Acosta als Arbeitsminister Teil der neuen Trump Administration war. Schnell wurde das öffentliche Interesse am Epstein Fall und seiner Vertuschung im Jahr 2008 riesig und führte zum Rücktritt von Acosta. Gleichzeitig nahmen Bundesermittler die Vorwürfe vom früheren Prozess wieder auf, da sie nicht an den ersten Deal mit Acosta gebunden waren und verhafteten Epstein am 6 Juli 2019 wegen Menschenhandel und Prostitution Minderjähriger.

Dabei stellte sich heraus, dass Epstein zusammen mit seiner Partnerin Ghislaine Maxwell mindestens 40 Minderjährige Mädchen in Epsteins Anwesen gelockt und zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll. Junge Mädchen wurden mit Geschenken und luxuriösen Reisen um den Finger gewickelt und im Deckmantel von „Massagen“ sexuell missbraucht. Die Übergriffe sollen in New York, New Mexiko und Epsteins privater Insel „Little Saint James“ stattgefunden haben. Vor allem auf der Insel sollen sich die schlimmsten Missbräuche abgespielt haben. Erreichbar nur mit dem Flugzeug, war die „Little Saint James“ perfekt isoliert und relativ sicher vor den Behörden. Zeugen die am Abflughafen St. Thomas arbeiteten wollen Epstein oft mit ganzen Gruppen von Kindern und Teenagern gesehen haben.  Mit seinem privaten Gulfstream Jet, dem „Lolita Express“ soll Epstein Minderjährige und „Kunden“ aus aller Welt eingeflogen haben.




“Musikpavillion” auf Epsteins Privatinsel Little Saint James

 

 Die Epstein Listen

Die Fluglisten des „Lolita Express“ waren primären Beweise für die Involvierung von prominenten Schauspielern und Politikern und bildeten so die erste sogenannte „Epstein Liste“.

Dabei existieren mehrere Listen von Namen Prominenter und Kunden, aus mehreren Prozessen wie zum Beispiel dem gegen Ghislaine Maxwell und gegen Epstein und den handschriftlichen Fluglisten der Piloten

Dort genannt werden unter anderem Donald Trump, Bill Clinton, Micheal Jackson,Naomi Campbell, Alan Dershowitz, Robert Kennedy Junior, Leslie Wexner, Bill Gates, Itzhak Perlman, Chris Tucker, Kevin Spacey, Us Senator John Glenn und der frühere US Senats Mehrheitsführer George Mitchell.


Trotzdem ist unklar, welche Namen der Fluglisten mit dem Missbrauch von Minderjährigen im Zusammenhang stehen oder einfach nur Gäste von Epstein waren, der gut vernetzt war und viele High Society Kunden durch seine Finanzaktivitäten hatte. Unabhängig davon sind jedoch Namen von Prominenten bekannt, die in anderen Gerichtsverhandlungen durch Zeugen und Opfer angeklagt wurden. So wurde die damals 17-jährige Virginia Guiffre von Ghislaine Maxwell in Trumps Resort Mar A Lago angeworben und auf die Insel geflogen. Dort wurde sie nach eigener Aussage zu sexuellen Handlungen mit Prince Andrew aus der englischen Königsfamilie gezwungen. Die beiden einigten sich innerhalb eines Gerichtsverfahrens, dass vermutlich eine Menge Schweigegeld beinhaltete. Auch der Milliardär Glen Dubin soll soll Guiffre sexuell missbraucht haben.


Weitere genannte Zeugen und Opfer sind Sarah Ransome und Johanna Sjoberg. Ransome belastet außergerichtlich vor allem die Ex US Präsidenten Clinton und Trump als Teil von Epsteins Menschenhandel Rings. Die Aussagen wurden später von Ransome jedoch wieder zurückgezogen.

Der Fall Epstein erlangte jetzt wieder neuen Aufwind da die kompletten 4553 Seiten der Gerichtsverhandlungen um ihn und Ghislaine Maxwell veröffentlicht wurden. Die Veröffentlichung bringt jedoch kaum neue Enthüllungen da einige Namen weiterhin geschwärzt bleiben, größtenteils wohl für den Opferschutz. Doch ob auch Namen von Tätern geschwärzt blieben, ist weiterhin unbekannt.

 

Suizid oder Mordanschlag?

Es bleibt die Frage, wie ein bereits verurteilter Pädophiler jahrelang unbehelligt in so großem Stil Missbrauch und Menschenhandel betreiben konnte, ohne dass jemand aufmerksam wurde. Offensichtliche Verbindungen in den US-amerikanischen Regierungsapparat und in die Welt der Finanzmogule kamen ihm dabei wohl zugute. Waren die Taten von oben gedeckt? Oder waren Mitglieder der Regierung sogar Teil davon? Es ist gut möglich, dass es viele Mitwisser und Helfer gab, die die Verbrechen von Epstein und seinen Freunden deckten. Waren die Enthüllungen der Prozesse vielleicht nur die Spitze des Eisbergs?


Die Todesumstände Epsteins im New York Metropolitian Correctional Center sprechen klar dafür. Laut offiziellem Narrativ starb Epstein 2019 durch Suizid, allein in seiner Zelle. Doch vieles spricht für Fremdverschulden, so argumentierte auch Epsteins Anwalt und seine Familie, die Einspruch gegen das Fazit der offiziellen Autopsie einlegten. Epsteins Bruder beantrage daraufhin eine unabhängige Autopsie durch den Pathologen Micheal Baden. Dieser kam zu dem Ergebnis einer fremdverschuldeten Strangulation, unter anderem weil 3 Nackenwirbel Epstein gebrochen waren, die nicht durch eine selbst zugefügte Strangulation hätten brechen können.



Das New York Metropolitan Correctional Center, in dem Epstein starb


Epstein galt zwar tatsächlich als suizidgefährdet, daher waren die diensthabenden Beamten auf Epsteins Zellenblock zu einem halbstündigen Checkup verpflichtet. Laut Gefängnisdokumenten wurden diese Checkups jedoch auch durchgeführt, später hätten die beiden Beamten jedoch zugegeben diese Dokumente gefälscht und stattdessen geschlafen zu haben. Die beiden Beamten wurden nicht angeklagt und wieder einmal wurde ein Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen. Der Schreibtisch der Beamten lag jedoch nur knapp 5 Meter von Epsteins Zelle entfernt. Ebenfalls verdächtig ist die Tatsache, dass genau einen Tag vor Epsteins Tod der Mithäftling der Zelle zu einer Anhörung verlegt wurde und kein neuer Häftling der Zelle zugewiesen wurde. So gab es keinerlei Zeugen für den angeblichen Suizid. Die nächste Frage stellt sich automatisch, was zeigen die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras des Zellenblocks? Die Antwort; Nichts, denn laut der Gefängnisführung wurden alle Aufzeichnungen von Epsteins Zelle durch „technische Fehler“ überschrieben und seien somit zerstört.


Der Slogan „Epstein didnt kill himself“ wurde durch diese Fakten oft im Internet skandiert und wurde mit der Zeit fast schon zu einem Meme. Diese Tatsache und fehlende Beweise für den Mord lassen die Behauptung, Epsteins Tod war fremdverschuldet schnell als eine Art Verschwörungstheorie erscheinen.

Doch die Fakten der Inhaftierung sprechen für sich und die Tatsache, dass Epstein mutmaßlich über massiv kompromittierende Informationen über Politiker, Prominente und Milliardäre verfügte macht eine gezielte Tötung sehr glaubwürdig.

Ein Whistleblower von Epsteins Kaliber hätte vielen mutmaßlichen Mittätern gefährlich werden können, vor allem in Anbetracht des anstehenden Gerichtsprozesses gegen Epstein.

Ein weiterer „Zufall“ rund um Epsteins Verbrechen ist der Tod seines engen Freundes und Mittäter Jean Luc Brunel, der in der französischen Modebranche tätig war und auf Fluglisten sowie in Gerichtsdokumenten beschuldigt wird. Er wurde 2020 in Frankreich verhaftet und starb genau wie Epstein kurz vor dem ersten Prozesstag an vermeintlichem Suizid im Gefängnis.


Sexualstraftäter oder Spion?

Eine weitere als Verschwörungstheorie deklarierte Vermutung ist Epsteins Verbindung in die Geheimdienstwelt. Seine intime Partnerin und Mittäterin Ghislaine Maxwell ist die Tochter des israelischen Geschäftsmann Robert Maxwell, der als Agent des israelischen Geheimdiensts agierte. Die Maxwell Familie und Epstein waren finanziell eng verstrickt und Ghislaine galt als die Lieblingstochter ihres Vaters, der viel seiner Geheimdienstinformationen mit ihr teilte. Die Journalistin Julie K. Brown ging sogar so weit, dass Epstein durch seinen Prostitutionsring kompromittierendes Material von mächtigen und einflussreichen Personen für den Mossad sammelte um die Mittäter damit für den israelischen Geheimdienst erpressbar zu machen. Konkrete Belege gibt es bis auf ähnliche Aussagen des israelischen Geschäftsmannes Ari Ben-Menashe nicht.


Nur bei der Gerichtsverhandlung um Epsteins ersten Prostitutionsfall 2005 soll der bereits erwähnte zuständige Staatsanwalt Alexander Acosta im Nachhinein behauptet haben, ihm wurde während der Verhandlung mitgeteilt, Epstein würde Nachrichtendienstkreisen angehören und sei dementsprechend mild zu verurteilen. Ob dies tatsächlich der Fall war oder ob Acosta damit seinen Kopf aus der Schlinge ziehen wollte, bleibt ungeklärt.

All das, sowie die Tragweite von Epsteins Verbrechen und seine Verbindungen lassen bis heute viele Fragen offen und stellen sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Mechanismen des amerikanischen Justiz- und Regierungssystems in Frage. Die Zukunft wird zeigen, ob die ganze Wahrheit irgendwann ans Licht kommt oder die lebenslang geschädigten Opfer jemals Gerechtigkeit erfahren werden.

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